Guagua Trips.1999

 

Die Guagua Trips entstanden in Las Palmas de Gran Canaria auf Einladung des Centro Atlantico de Arte Moderno (Kuratorin: Rosalind Williams). Die Stadt hat eine eher lateinamerikanische als europäische Prägung. Um sie zu erobern, ist es oft weder ratsam noch möglich, sich zu Fuß zu bewegen. Statt dessen lädt ein dichtes und verläßliches Netz von Stadtbussen (Guaguas) dazu ein, die langgezogenen Küstenregionen wie auch die steil in die Berge führenden Viertel zu erkunden. Meine “Trips” entstanden aus dem Bus heraus, nach Einbruch der Dämmerung, wenn sich natürliches Licht und Stadtbeleuchtung zu mischen beginnen und dem bewegten, blind in die Ferne gerichteten Auge der Videokamera eine rasch wechselnde, schemenhafte Farbkulisse darbieten. In ihrer Methodik greifen die Guagua Trips auf frühere Projekte, Transformance und Perlasca Pictures, zurück, insofern sie die Geschwindigkeit des Blicks mit der Gestik des Zufalls verbinden. Nicht die Konstanten einer Stadt, ihre Gebäude und Monumente, Brücken und Plätze sind Sujet der Guagua Trips, sondern die flüchtige “Stadterfahrung” (Henri-Pierre Jeudy) selbst.

Andreas Müller-Pohle, 1999